Momentaufnahmen aus dem Zoo Berlin vom 13.11.2022 – Teil 1

18.11.2022 von Anke B

Der Sonntagmorgen begann mit einer geschlossener Wolkendecke und niedrigen einstelligen Temperaturen und machte eigentlich wenig Lust auf Aktivitäten im Freien. Für mich war das aber ausnahmsweise ein positives Signal für einen Zoobesuch, weil ich davon ausging, dass sich die Besucherzahl trotz des Sonntags in Grenzen halten würde.

Aber Pustekuchen, auf der Zielgeraden, der Joachimsthaler Straße, riss die Wolkendecke auf und die Stadt leuchtete plötzlich in hellem Sonnenlicht. Es wurde doch noch ein Herbsttag wie aus dem Bilderbuch. Das sollte unser letzter kleiner Ausflug mit unserem 51 Jahre alten Käfer vor seinem monatelangen Winterschlaf sein. Der Zoo war gut besucht, aber zum Glück nicht überfüllt.

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Wie immer Sonntags, waren viele Familien mit kleinen Kindern im Zoo unterwegs.
Wir passierten recht schnell den Eingangsbereich, wo sie sich mit zahlreichen Kinderwagen regelrecht stauten, und gingen an den gerade Bambus schreddernden Elefantenkühen Carla, PangPha und Anchali, den fast unsichtbaren, weil auf dem Felsen perfekt getarnten Steinböcken und dem Federvieh im Hühnerhaus vorbei.

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Die Giraffen Max und Mugambi vertraten sich ihre langen Beine im Sonnenschein, während die Wasserböcke entspannt in ihrem Unterstand ruhten.

An der Anlage von Elefantenbullen Viktor und seiner langjährigen Freundin Drumbo blieben wir kurz stehen und ich sagte dem schönen Bullen wie gewohnt „Hallo“. Er schaute mich direkt an und schien mir unter beneidenswert langen und dichten Wimpern zuzublinzeln, was ich als Erwiderung meines Grußes auffasste.

Die Flamingos nebenan hatten sich alle hinter der kleinen Aussichtsplattform versammelt und kabbelten sich wie gewohnt unermüdlich mit erheblicher Lautstärke.
Wir stoppten und erfreuten uns eine Weile an diesen schönen Vögeln in ihren sanften Rosatönen. Wird es kälter, werden sie in ihren Winterstall umziehen und sind dann erst mal nicht mehr zu sehen.

Wir setzten unseren Weg fort, vorbei an größtenteils leeren Außenanlagen, in Richtung des Affen/Tropenhauses. Wir sahen genau drei Erdmännchen, die zu frieren schienen und schnell wieder in ihrem selbst gebuddelten Tunnelsystem verschwanden.

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Orang Utan Mann Mano hatte sich oben in das Drahtnetz gehängt, ließ die langen Haare wehen und hielt wonach auch immer Ausschau.

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Sein Sohn Bulan im Gehege daneben unterhielt die Besucher mit kleinen Kletterkunststückchen und las kopfüber trockene Blätter vom Boden auf, um sie zu fressen und eine Schimpansen Dame, die direkt hinter dem Maschennetz saß, betrachtete ihrerseits die Besucher prüfend.

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Mit FFP2 Maske betraten wir das Affenhaus und gingen zu unseren Lieblingen: den Orang Utans, wo nur Bini zu sehen war, die am Futterautomaten spielte und den Gorillas, bei denen die ganze Familie entspannt dem Nichtstun frönte – bis auf Tilla, die nicht aufhörte ihre Mutter Bibi zu ärgern, an ihr herum zu zupfen und zu zerren, bis diese sich resolut ihr Kind griff und an die Brust drückte. Aber nicht lang und die Kleine hatte sich befreit und war bereit für neue Abenteuer. Sie kletterte, turnte und schwang sich an den Seilen, dass es eine Freude war und den gedrängt stehenden Besuchern Laute des Entzückens entlockte.

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Djambala schaute sich das Ganze im Sitzen, betont cool und scheinbar gelangweilt an. Ob sie wohl eifersüchtig ist? Vorher war sie die Jüngste… Papa Sango saß im Hintergrund und drehte uns die ganze Zeit seinen muskulösen Rücken zu. Auch die Bonobos gegenüber hatten Spaß mit den beiden Kleinen, die miteinander spielten, sich durch den ganzen Innenbereich jagten und dabei alles an Klettermöglichkeiten nutzten und ihren Müttern mal eine Pause gönnten. Das helle Gekreische war trotz der Scheiben gut vernehmbar.

Fatou hat Thomas leider nur kurz gesehen, da sie in dem kleinen hinteren Kabuff verschwand, als im dahinter liegenden Flur das Licht anging, wo ein Pfleger offenbar mit Futter unterwegs war.

Im Übergang zum Tropenhaus bemerkten wir, dass im Innenbereich der Faultiere und Spring-Tamarine auch ein Totenkopfäffchen unterwegs war. Es schien Kontakt zu den beiden winzigen Tamarinen zu suchen, die sich eng aneinander in eine Ecke gedrückt hatten. Leider sahen wir keinen Pfleger, den wir danach fragen konnten und es gab auch kein Schild mit entsprechenden Infos.

Wir passierten die Eulenkopfmeerkatzen mit ihren putzmunteren beiden Töchtern, die Kapuziner Äffchen und die aneinander gekuschelten Hutaffen, die mit der gegenseitigen Fellpflege beschäftigt waren. Alle hatten gerade ihr Futter bekommen und wir schauten nach einem meiner speziellen Lieblinge, Kappengibbon Kaspar.
Vor seinem Gehege standen bereits einige gutgelaunte Besucher und verfolgten seine Kapriolen. Er ist m.M.n. ein kleiner Show Star, der es genießt, vor Publikum zu turnen und sich zu präsentieren.

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Er fängt in solchen Momenten mit kleinen Schaukelbewegungen an, steigert sich und schwingt sich schließlich vor den Augen seiner Fans wild an einem Seil hin und her, stoppt dann urplötzlich und prüft vermeintlich die Reaktion. Alle, die ihn dabei beobachten, müssen breit grinsen. Ich bin nicht sicher, wie viel er noch sehen kann, da er bereits eine deutliche Linsentrübung auf beiden Augen hat, aber es scheint zu reichen und ihn zu motivieren. Ich mag ihn sehr!

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Wir begrüßten noch die Klammeraffen, die mich nach der langen Zeit als Stammbesucherin, wiederzuerkennen scheinen und verließen das Haus, da unter der Maske inzwischen der Schweiß floss, sehr unangenehm.

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10 Comments

  1. Liebe Anke,
    ich habe Euch auf dem Weg sehr gern begleitet. Ich nehme an Viktor kennt Dich, Du kommst oft bei ihm und Drumbo vorbei.
    Tilla tut das, was auch unsere Kinder gern tun, Mama ärgern 🙂
    Den Kaspar mag ich auch.
    Hugs
    Ludmila

  2. Liebe Anke

    Dass Euer Käfer mit seinen 51 Jahren immer noch auf den Straßen Berlins unterwegs ist, spricht dafür, früher wurde alles besser und haltbarer gebaut.
    Eine persönliche Begrüßung von Viktor bekommt sicherlich nicht jeder. Und auch nicht jeder Stammbesucher. Nur diejenigen, die Viktor Respekt entgegenbringen.
    Bei uns in Hellabrunn hört man die Flamingos schon weit vor dem Zoo Eingang. Ohne das Geschnatter, wenn sie im Winterquartier sind, geht mir da wirklich etwas ab.
    Das die Orang Utans Eure Lieblingstiere sind, kann ich verstehen. Ich bin immer ganz hingerissen, wenn ich die ockerfarbigen Orang Utans im grünen Gras sehe.
    Schön, dass es Fatou noch da ist. Nicht so schön, dass sie Euch nur ihren Abgang ins Haus zeigte.
    Deine Zeilen habe mich auch an das Tragen der ffp2 Masken und wie unangenehm das Tragen in der kalten Jahreszeit ist, erinnert. Aber das Tragen der Masken sehr ich weiterhin als meine Pflicht und Vorsorge an.

    Danke, liebe Anke.
    Ich freue mich auf Teil 2.

    Liebe Grüße,
    Anita

  3. Ihr Lieben!
    Dankeschön für Eure freundlichen Kommentare, über die ich mich sehr gefreut habe.

    Die jetzige Zeit verlangt uns wirklich einiges ab. Ein Zoobesuch kann im besten Fall eine Gelegenheit sein, die Sorgen mal für eine Zeitlang zu vergessen.
    Leider gibt es jetzt auch aus dem Zoo sehr schlechte Nachrichten, die mich bestürzt haben.
    https://www.rbb24.de/panorama/beitrag/2022/11/belin-zoo-vogelgrippe-sperrung.html
    Hoffen wir das Beste, dass keine weiteren, bzw. nur wenige Vögel infiziert sind und sich das Ausmaß dieser Seuche begrenzen lässt.
    Alles Liebe und Gute für die Mitarbeiter des Zoos, die nun mit dieser Katastrophe umgehen müssen und die besten Wünsche für die Tiere, die wir hoffentlich in der überwiegenden Mehrzahl wiedersehen werden!

    Herzliche Grüße
    Anke

  4. Oh, wie wunderbar:
    Mal wieder eine gelungene Zusammenarbeit von Ankes ausführlichem und schönen Erzählen und von von Mervi wie immer so passend herausgesuchten Fotos dazu.

    Vielen Dank schon mal im Voraus!

    Ich habe gerade gesehen, es gibt sogar noch einen zweiten Teil.

    Vermutlich werde ich mich beiden Teilen erst morgen Früh ausführlich widmen und dann hoffentlich auch nochmals ein kleines Wort dazu hinterlassen.

    Bis dann!

  5. …. Umso angenehmer Dein gewohnt ausführlicher Bericht, der keine Wünsche offenlässt. Da ist sooo viel drin: an Beobachtungen, an tierischen und menschlichen Befindlichkeiten/Empfingungen, an Ernshaftem und auch an humorvollen Sequenzen und sogar ein bisschen an Persönlichem (ein 51-Jahre alter Käfer!!?? . . Respekt! . . Das ist ja toll. Habt Ihr den immer selbst gepflegt? Mit ‘H’-Nummer werden die Oldies ja nicht gerade günstiger im Unterhalt, soweit mir das bekannt ist, zumal, wenn man vieles, ja das Maist machen LASSEN muss; denn – ohne jemanden beleidigen zu wollen: wie ‘ein Schrauber’ sieht mir Dein Mann ja nicht gerade aus und auch Du nicht . . . 😉

    – – –

    Vielen Dank für die Aufklärung bezüglich des Fotografen. Mir hat das alles im Zusammenspiel sehr gut gefallen. Das habt Ihr gut gemacht! Besondere Freude habe ich immer an Deinem schriftstellerischen Schreibstil: ausführlich, aber nie langweilig und – wovor ich wirklich den Hut ziehe: komplett ohne Schreib-, Tipp-, Grammatik- oder sonstige Fehler!

    – – –
    So, und nun mache ich mich auch gleich noch an TEIL 2 Deines Berichts,
    bevor ich mal wieder etwas auf den Sanktnimmerleinstag verschiebe . . .

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